Der aktuellen Vermutung, Leben käme aus dem Smart Computer und sei aus dem sogenannten Algorithmus zu berechnen, setzt die in Bayern aufgewachsene Künstlerin und Philosophin Elisabeth von Samsonow ihr aus einem gemeinsamen Grund der Kulturen destilliertes Denken und Fühlen entgegen. Ihre bemalten femininen Holzskulpturen aus duftendem und klingendem (Linden)holz sprechen davon, dass der Lebenssaft Blut – namens Häm – mit dem Lebenssaft der grünen Pflanze, dem Chlorophyll, aufs Engste verwandt ist.
Die menschliche Atmung als Geschenk der Pflanzen erinnert an die Kinder griechischer GöttInnen als Geschöpfe aus dem einen mütterlichen Urkörper, die in ihrer Gestalt und Ausprägung veränderlich und doch aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Aufeinander eintönend in disharmonischem Chaos oder spielerischer und gewaltsamer Ordnung entstehen archetypische Muster der Genese von Macht beziehungsweise Ohnmacht, die in der griechischen Mythologie die Tragödie des Individuums aufzeichnen.
Elisabeth von Samsonow
Elisabeth von Samsonow stellt mit ihrer künstlerischen Position gesellschaftliche Machtstrukturen auf den Kopf – Macht und Geld, Macht und Geschlecht, Macht und Religion. Ihre Kunst unternimmt einen Balanceakt zwischen Zentrum und Peripherie, um diese in den Kern wachsen zu lassen und damit ein neues Gleich- oder Ungleichgewicht herzustellen, das gewohnte Strukturen überwindet – in Resonanz zu den Partikeln einer universalen Natur oder den universellen natürlichen Wellen, die uns als Teil des Gesamtkörpers erfassen, auf deutlich oder kaum wahrnehmbare Weise. Es geht um die Frage der Resonanz – um den Willen zur Symphonie.
Auszüge aus der Biographie von Elisabeth von Samsonow
Künstlerin, Ordinaria für philosophische und historische Anthropologie der Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, Gastprofessorin Bauhaus Universität Weimar (2012), lehrt und forscht zu den Schwerpunkten Philosophie und Geschichte der Religionen in Beziehung zur einer Theorie des kollektiven Gedächtnisses, zum Verhältnis zwischen Kunst, Psychoanalyse und Religion in Geschichte und Gegenwart, zur Theorie und Geschichte des Frauenbildes bzw. der weiblichen Identifikation (Mädchentheorie), der sakralen Androgynie und des modernen Иch-Zerfalls“. Ihre künstlerische Arbeit beschäftigt sich u.a. mit dem systematischen und symbolischen Ort der Plastik/ Skulptur im Kanon der Künste und mit einer avantgardistischen Geo-Logik der Körper.
Eröffnung: Samstag, 27. August 2016, 19.00 Uhr
Zur Ausstellung spricht:
Romana Schuler, Doktorin der Kunstgeschichte und langjährige Freundin von Elisabeth von Samsonow
Musikalische Gestaltung: Bernhard Bodner, DJ seit Mitte der 90-iger Jahre, Tonforscher und Live-Looper.
Die Künstlerin ist anwesend.