Ausstellung Bildender Kunst | Programm 2015
05.06.2015 - 19.07.2015Archiv

Kontemplation – Das Künstlerehepaar Christa Hauer und Johann Fruhmann

Drehscheibe des künstlerischen und gesellschaftlichen Aufbruchs in Wien und Niederösterreich nach 1945

Christa Hauer und Johann Fruhmann in der Galerie im Griechenbeisl (1960 – 1971) © Monographie Johann Fruhmann

„Ein freies Leben aber“, schreibt Theodor W. Adorno, den Martin Seel in „Adornos Philosophie der Kontemplation“ zitiert, „kann … nicht in Verhaltensweisen bestehen, die für etwas gut sind, sondern nur in solchen, die selbst das Gute sind, wie sie sich in der einsamen oder gemeinsamen Wahrnehmung lohnender Lebensmöglichkeiten vollziehen.“
Dieser letzte Satz könnte, nachträglich betrachtet, das Lebensmotto für das Künstlerehepaar Christa Hauer und Johann Fruhmann gewesen sein.

Für das Künstler-Ehepaar Christa Hauer und Johann Fruhmann ist 2015 ein eigenartiges Gedenkjahr, denn die 1925 in Wien geborene und 2013 in Lengenfeld in Niederösterreich verstorbene Künstlerin Christa Hauer hätte heuer ihren 90. Geburtstag zu feiern gehabt. Der 1928 in Weißenstein/Drau in Kärnten geborene und 1985 in Lengenfeld verstorbene Johann Fruhmann hat seinen 30ten Todestag.

Auf den ersten Blick scheint „Kontemplation“ auf das Ehepaar Hauer-Fruhmann nicht zu passen, denn beide lebten im Wien der späten 1940er Jahre nicht zurückgezogen sondern waren hochaktiv. Sie waren in der Nachkriegszeit Mitglieder des avantgardistischen „Art Clubs“, wo die abstrakte Malerei gefeiert und die Unangepasstheit auch in gesellschaftlicher Hinsicht als Antwort auf die Ereignisse des zweiten Weltkriegs ausgerufen wurde.

Unangepasstheit ist ein Begriff, der auch gut als Bezeichnung für die Wiener Galerie im Griechenbeisl passen könnte, die Christa Hauer und Johann Fruhmann gemeinsam mit Leopold Hauer, dem Künstlervater von Christa Hauer, der ein angesehener Maler war, 1960 gründeten. Denn, wie Peter Baum in der Monografie „Christa Hauer – Euphorie aus Licht und Farbe“ schreibt, die Galerie war Anlaufstelle für Künstler und Künstlerinnen, auch aus dem Osten, der ja zu dieser Zeit durch den „Kalten Krieg“ beziehungsweise den „Eisernen Vorhang“ vom Westen abgetrennt war.

Christa Hauer und Johann Fruhmann setzten von 1970 an bis an ihr Lebensende ihre gemeinsamen Vorstellungen von Kunst, Natur und Gesellschaft auf Schloss Lengenfeld in Niederösterreich um. Indem sie das Schloss als eines der wichtigsten Kulturdenkmäler der Region revitalisierten, den Grünraum rund um das Schloss kultivierten und mit Eseln, Pfauen und Gänsen, ihren Haustieren, zum Leben erweckten, Ausstellungen und Konzerte veranstalteten und dazu das Schloss öffneten, besonders auch für Kinder und die regionale Bevölkerung. Das Ringen um eine entsprechende Positionierung der Frau in der Gesellschaft und im Kunstbetrieb, das Christa Hauer sehr öffentlichkeitswirksam als Mitbegründerin der Frauenbewegung im künstlerischen Umfeld „Intakt“ voran trug, der Rückzug aus dem städtischen Netzwerk und Machtgefüge, das sich -Widmen anderen als nur künstlerischen Herausforderungen, all das – so könnte man sagen – hat dazu geführt, dass auch Johann Fruhmann, einer der wichtigsten Vertreter der informellen Malerei in der österreichischen Nachkriegszeit, der 1964 das Mosaik am österreichischen Pavillon bei der Weltausstellung in New York gestaltet hat, heute nicht aufscheint im Katalog der „who is who“ des 20. Jahrhunderts.

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